Geschichten aus Afrika 10 – einsam im Mudumu GR

Der Mudumu Wildpark – für alle, die die Einsamkeit nicht fürchten . . .

Freitag, 05. Mai: Via A 33 an die Grenze von Botswana. Wir wollen eigentlich nach Namibia in den Mudumu Wildpark, aber dafür ist es heute schon zu spät. Also bleiben wir noch in Muchenje, finden einen schönen Platz und schauen schon über das Schwemmland nach Namibia hinüber. Ach wie zahlreich schwirren hier die Mücken ( wir sind im Malaria Hochrisikogebiet) . . . und die Tische im kleinen Restaurant werden selbst vom Herrn an der Theke nicht empfohlen – wegen der Ameisen . . . ha ha wie lustig . . .

Samstag, 06. Mai: In der Früh über die Ngoma Bridge nach Namibia. Erstaunlich unkompliziert, nur geduldig Dokumente herzeigen. Zettel bekommen, Zettel ausfüllen, Zettel wieder herzeigen, Zettel einstecken – ja nicht verlieren. Zwischen den Respektspersonen hin und her – wir kommen zu dem Schluss, eigentlich wollen alle nur keine Arbeit mit uns haben.

Wir sind ganz freundlich, lächeln, und der Mauserich bringt mit seinem Schmäh wie immer erfolgreich auch die strengste Respektsperson am Grenzbalken zum Lachen. Weil ja hier in Afrika die Autos links fahren, gehen alle Respektspersonen immer auf die rechte Autoseite, da sie ja dort den Fahrer des Fahrzeugs vermuten. Wolfgang dann quer durchs Auto:

„Officer – good morning.“ Der officer nickt freundlich. „Sorry, I´m sitting on the wrong side.“ Der Officer lächelt. „I´m driving on the wrong side.“ Der Officer lacht. „But I´ve married the right woman.“ Der Officer lacht herzlich, die Respektsperson-Schlacht ist gewonnen, der Officer hat bereits vergessen was er eigentlich von uns wollte.

In Katima Mulilo können wir die Vorräte auffüllen. Meinen Versuch, eine Namibische SIM Karte zu ergattern gebe ich gleich auf. Der einzige Shop hat einen einzigen (!) Angestellten, vor der Türe eine Warteschlange von etwa 30 hoffnungsvollen Telefonwerbern. Aussichtslos, eine stundenlange Wartezeit bei sengender Hitze ersparen wir uns. Mudumu wartet schon auf uns. Das Leben geht auch ohne Internet, ohne WhatsApp, . . .

ein Platz wie aus dem Reiseprospekt – Romantik pur . . .

Am Abend endlich im Mudumu Game Reserve. Ein Traumplatzerl am Fluss, hinter uns hohes vertrocknetes Gras, dichtes Gebüsch, eine Menge Bäume – aber absolute Wildnis, kein Mensch kilometerweit, nicht einmal ein Plumpsklo. Jede Menge Affen, im Fluss die dröhnenden Hippos (klingen wie eine außer Rand und Band geratene philharmonische Tuba), und still verharrende Krokodilaugen zwischen Wasserlilien.

Was aber, wenn sich doch ein substanzielles, menschliches Bedürfnis einstellt?
Die einzige Möglichkeit etwas loszuwerden ist, ein diskretes Platzerl zu finden für diese Variante.

Durchaus elegant, auch bequem – aber in wohl angemessener Distanz zum Auto muss es sein.
Doch es muss schnell gehen. Keine Ruhe für längere Sitzungen.

Man weiß schließlich nicht, welcher Vierbeiner im nächsten Moment um die Ecke biegen könnte . . .

Vögel kann man hier beobachten, ein herziger Bienenfresser findet meine volle Aufmerksamkeit. Afrikas Vogelwelt hat es mir überhaupt angetan, lässt mich immer wieder zur Kamera greifen, und die Zeit bleibt stehen . . .

Auch Mungos laufen hier herum. Wer hat das Dschungelbuch von Walt Disney gesehen?

Angeblich sind sie so schlau, dass sie einen Kampf gegen Schlangen gewinnen können.

Knapp nach sechs geht die Sonne unter, um halb sieben ist es stockfinster. Da wir mit dem Einkaufen und Telefonkartengeschäftsuchen so viel Zeit verloren haben, sind wir auch mit dem Kochen eigentlich zu spät dran. Und ich hab mich so gefreut, endlich wieder einmal ordentlich aufkochen zu können – und hab auch entsprechend tatfreudig eingekauft.

Also – ich bereite ein ausgiebiges Menü, aber mit Stirnlampe und ständigen Rundumblicken, ob nicht irgendwo Katzenaugen aufleuchten. Umschwärmt von Mücken, dann abwaschen, wegräumen, Zelt aufstellen . . . dazwischen erheitert der Mauserich mein Gemüt, indem er mir lustige Geschichten erzählt von Hippos, die auch aus dem Wasser kommen um zu grasen, und wirklich aggressiv werden können. Und von Krokodilen, die auch ans Ufer krabbeln, wenn sie denn ein lohnendes Opfer sichten . . . . . ha ha wie erheiternd.

Theophilia – die freundliche Dame beim Entrance Gate – hat mit freudig glänzenden Augen auch von Löwen berichtet. Aber man wüsste im Moment nicht genau wo das Rudel zur Zeit wäre. Na – die Miezen könnten ja auch rund um uns sein, Büsche zum Versteckenspielen sind ja genug vorhanden . .

eine heiße Nacht im Mudumu GR

Uihh, die Noni hat genug von den lustigen Geschichten und will ins Bett. Um Viertel nach sieben sind wir im Dachzelt, der Angstschweiß tropft – aber – wie angenehm – nach einer viertel Stunde ohne Bewegung im Zelt kühlt er zugleich, es hat knapp unter 30° Grad.

Vom Wasser herauf tönt immer noch das Basskonzert der Hippos. Dazwischen Schreie der Affen, die nach und nach aus dem Dickicht zurückkehren, um ihren Schlafplatz auf dem Baum über uns zu beziehen. Geschätzte 40 Exemplare jeden Alters, wahrscheinlich viel mehr, begeben sich nun auch zur Nachtruhe. Mit Gekreische, Gegrunze verteilen sie sich im Baum über unserem Zelt, Zeitweise klingt es, als würde einer von ihnen aufgespießt, die Lautstärke und und das Geschrei tragen unglaublich zu meiner Entspannung bei. Aufregung ohne Ende, wahrscheinlich streiten die Affen um die bequemsten, absturzsicheren Astgabeln. Nach einer Ewigkeit kehrt allmählich Ruhe ein.

Ein, zwei Stunden Schlaf, um halb zehn weckt mich ein schon vertrautes Schnaufen. Vorsichtig beim Mückengitter rausspähen, eine Elefantensilhouette – ah, Gott sei Dank, diesmal nicht so groß, gleich drauf noch eine – viel viel viel größer als die erste. Oha, Mama mit Kind, rund ums Auto, Mamas Stoßzähne auf Armlänge vom Zelt weg. Gibts doch nicht, kilometerweit dichter afrikanischer Busch, nein – hier muss sie ihrem Nachwuchs das Büsche-Abrupfen beibringen.

Bei so viel Grünzeug haben die beiden auch entsprechende Blähungen. Immer wieder blubberts, in den nachfolgenden Minuten durchströmen Duftwolken der besonderen Art unsere hauchdünne Bleibe. Um 01:25 schau ich das letzte Mal auf die Uhr, dann verholen sich Mama und Kind endlich in die Weiten des Gebüschs.

Und die Affen, stets auf der Hut vor allem, was größer ist als sie selbst, beklagen lautstark die nächtliche Ruhestörung. Als wäre es nicht schon genug, geben auch noch die Hippos im Fluss ihren Kommentar dazu. Etwas später hören wir noch lautes, kampfartiges Geplätscher an der wenige Meter entfernten Böschung – Wolfgang meint, jetzt hat sich ein Krokodil wohl einen nächtlichen Snack geholt, irgendwer muss da unvorsichtig gewesen sein.

In dieser Nacht gibt es nicht viel Schlaf für uns. Aber, es ist wohl der schönste Platz, den wir bis jetzt bewohnt haben.