Goldene Kamera beim FEP Awards 2024

Der jährliche FEP Awards – eine fotografische Standortbestimmung . . .

Wie kann es sein, dass ein Fotograf, der noch nie an einem größeren Wettbewerb teilgenommen hat, der sein fotografisches Ziel in einem schönen Bild an der Wand, und nicht im Wettstreit mit Berufskollegen sieht, dann doch an einem solchen teilnimmt – und auf Anhieb mit dem ersten Preis – der goldenen Kamera – ausgezeichnet wird?

Eine spannende Chronologie . . .

Anfang Jänner 2024 bekommt mein Mann wie alle Jahre wieder eine E-mail von der Innung der Berufsfotografie – Österreich, mit der Einladung, am Wettbewerb der FEP (Federation of European Photographers ) teilzunehmen. Der Österreichische Verband ist bemüht, seine Mitglieder zur Teilnahme an internationalen Wettbewerben zu motivieren – ist sogar bereit, sie mit der Erstattung der Teilnahmegebühr zu unterstützen.

Wolfgang: „Na ja, warum eigentlich nicht? Die Teilnahme an einem hochgradig besetzten Wettbewerb kann für mich eine wertvolle Rückmeldung sein: wo stehe ich mit meiner Landschaftsfotografie, bin ich auf dem richtigen Weg?“

Fotografen aus ganz Europa reichen in zwölf Sparten ihre Bilder für den FEP 2024 Professional Photographer of the Year Awards ein, mein Mann ist einer von ihnen.

Mitte Februar kommt eine Nachricht von der FEP, Wolfgang möge die RAW Dateien übermitteln.

Anfang März eine weitere Nachricht, dass Wolfgang in seiner Sparte „Landschaft“ unter die besten zehn gereiht ist.

Oha – damit hat er nicht gerechnet.

Heute, am 15. April, ist die endgültige Wertung veröffentlicht. Mein Mann hat die hochkarätig besetzte Jury mit seinen schlichten, farblich so unspektakulären Dünenbildern überzeugt. Er ist der Gewinner der goldenen Kamera 2024.

Der Vorsitzende der Jury, Chairman Johan Brouwers, kommentiert die diesjährige Wertung: „This year marks the first time we have implemented in-depth checking of all the finalists’ raw files. Our aim is to uphold the principles of pure photography, with an absolute minimal use of AI and stock images in the few categories that allow this. By prioritizing authenticity and integrity, we ensure that each winning image is a true reflection of the photographer’s skill and vision.”

Über dieses Lob darf er sich wohl freuen . . .

Wolfgangs Dünenbilder werden erstmals in einer großen Einzelausstellung in der Galerie der Fotografischen Gesellschaft Oberösterreich in Linz gezeigt. Sein Begleittext zu den Bildern nimmt den Betrachter mit auf den Weg durch die Dünenlandschaft, und vermittelt nachfühlbar die Stimmung des Augenblicks, den mein Mann mit seiner Kamera festhalten will:

„Es ist Ende November, ich bin alleine unterwegs im Death Valley National Park, möchte in den Dünen fotografieren.

Der erste Tag wird kein Erfolg. Wie finde ich für diese berühmte Szenerie eine ansprechende Komposition? Die übliche Perspektive, das weite Landschaftsbild mit den Sandbergen im Vordergrund, dahinter die Bergketten, darüber der helle Himmel.
Nein, so habe ich mir das nicht vorgestellt. Dann zieht auch noch Schlechtwetter auf, ein Sandsturm zwingt mich abzubrechen, ich verkrieche mich in meinen Schlafsack und hoffe, dass das Zelt den schweren Windböen standhält.

Am nächsten Morgen breche ich sehr früh auf. Die Luft ist klar, noch ist die Sonne nicht über dem Horizont aufgetaucht. Der Sturm vom Vortag hat alle Spuren verblasen, die Dünen liegen da wie frisch geputzt.

Der Weg ist weit, mir ist kalt, das Gehen tut gut, und – ohne dass ich es sofort bewusst wahrnehme . . .

. . . . beginnt sich Musik von Mozart in meinem Kopf zu wiegen. Es ist das berührende Duett „sull´aria“ der Gräfin und ihrer Zofe Susanna aus der Oper „Die Hochzeit des Figaro“. Ganz zart, fast behutsam hat der Komponist die beiden Sopranstimmen in Kontrast gesetzt, um sie dann doch einander umarmen, und klanglich verschmelzen zu lassen.

Der Wohlklang der beiden Stimmen nimmt mich ganz gefangen und während ich im weichen Sand so vor mich hinstapfe, fällt mein Blick plötzlich auf die feinen Bögen und Linien, die der Wind geformt hat. Kleine, sanfte Mugel gibt es auch da, scharfe, kantige Abbrüche, und ausgedehnte Ebenen mit kleinen Wellen, die sich in der Ferne verlieren.

Auf einmal hat sich meine Wahrnehmung verändert, ich erkenne die vielen hellen und dunklen Flächen, die harmonisch ineinander fließen. Ihr Lichtwert wandelt sich von einem Augenblick zum nächsten, nun, da die Sonne langsam über den Horizont steigt . . .

In späterer Reflexion, was denn nun den eigentlichen Impuls zur Aufnahme der Dünen gegeben hat, fasst mein Mann seine Gedanken so zusammen:

„The two contrasting, yet harmoniously melding voices were reflected by the soft and pleasing arcs and lines of light and shadow, both embracing each other, despite the actually deadly dangerous environment. Subsequently – the flowing music inspired me to search for intimate details in this vast landscape, rather than to seek the Great Vista.

I realized, that it is the unbelievable subtlety in Mozart’s music, that has made us love it for more than two hundred years. Subtlety is, what I have to look for in my compositions.“

Wolfgang Mayerhoffer