Geschichten aus Afrika 26 – Fotografie vom Feinsten

im Namib Rand NR wartet Fotografie vom Feinsten auf uns. Her mit Stativ und Kamera

Hier im Namib Rand Nature Reserve kann man nach Herzenslust der Fotografie frönen. Man kann sich frei bewegen, es lockt ein Spaziergang durch die Dünen mit Blick auf die Berge.

Drei Campsites gibt es hier, weit voneinander entfernt, mitten in den Dünen gelegen. Jeder Platz hat eine kleine Hütte mit Klo und Dusche, eine Abwasch mit Fließwasser, einen überdachten Sitzplatz, und eine Feuerstelle.

Außerdem gibt es sogar ein kleines, künstlich angelegtes waterhole, zu dem am Abend die Tiere kommen ihren Durst zu stillen – wenn sie denn wirklich kommen.

Dem Mauserich gehts immer noch nicht gut, ich richte zum Abendessen Pasta all´olio und gedünstete Karotten, dann verkriechen wir uns in die Schlafsäcke. Irgendwie haben wir nicht mal Lust auf Lagerfeuer.

Binnen fünf Minuten schläft er weg, ich dreh mich hin und her. Mir ist kalt, trotz Wärmflasche und Wollwäsche, dann wieder heiß. Ich schau auf die Uhr, erst halb acht. Ich kann nicht einschlafen, schau wieder auf die Uhr, grad nach zehn. Der Mann neben mir schnarcht sich eines, ich finde keine Ruhe. Irgendwann denk ich mir, so geht es nicht weiter, die Nacht nimmt ja gar kein Ende.
Ich kriech aus dem Zelt, geh´ aufs Klo – no – grad, dass ich das Klo erreiche.

es geht dahin mit mir . . .

Es war wohl Eingebung, das Örtchen aufzusuchen. Ein Schiss wie Wasser, ein paar Minuten – dann ist es vorbei.
Ich denke mir, gut, das war es, jetzt nix wie ins Bett und endlich schlafen.

Es ist wohl eine weitere Eingebung, die mich zum Kübel greifen lässt. Sicher ist sicher, den nehme ich jetzt mit ins Bett. Rauf die Leiter, Mückengitter zuzippen, in den Schlafsack reinfinden . . . und . . . dann geht es auch schon dahin mit mir.

Alles was scheinbar raus muss, ergießt sich jetzt von oben. Was für ein Glück dass da mein roter Kübel ist.

Mein Mauserich, mittlerweile erwacht und völlig verdutzt ob des geräuschvollen Geschehens, versucht mir beizustehen:

„Na, du Arme, was ist denn . . . los . . . i krieg ja gar nix mit . . .“ Tapfer reicht er mir ein Taschentuch und die Wasserflasche zum Mund ausspülen, weil ehrlich gesagt, bei dieser Darbietung zuzuschauen, zuzuhören, und mitzuriechen ist ja wirklich nicht erbaulich, noch dazu auf so engem Raum wie in einem Dachzelt.

Mir ist das alles wurscht. Ich umarme meinen Kübel, der geduldig alles in Empfang nimmt, was aus mir herauskommt, wobei sein Fassungsvermögen von zehn Litern in diesem Moment auf mich unglaublich beruhigend wirkt.

und wieder eine Lektion – wehe dem, der im Dachzelt keinen Kübel mit dabei hat . . .

Der geneigte Leser meiner Geschichten muss wissen – so schlecht mir in diesem Moment auch ist, ich bin auch richtig dankbar.

Dankbar, dass ich mit meiner, in unserer Familie so geschätzten Hartnäckigkeit meinen Mann letztlich überzeugen konnte, es wäre eine gute Idee, auf Reisen auch einen Kübel mitzunehmen. Für den Abwasch, zum Wasser schöpfen und tragen, zum Wäsche waschen und eben auch für den Fall der Fälle (wie eben jetzt), der – eigentlich – nie hätte eintreten sollen.

So sitze ich da, lasse über mich ergehen was geschehen muss, denke an die freundliche Küchenmaid mit dem hübschen Spitzenhäubchen und ihren Salatteller, und bin, als sich dann nix mehr ergießt, richtig erleichtert.

Innerlich erleichtert, weil alles Übel heraus ist, und besonders erleichtert, dass ich in den reisevorbereitenden Dischkerier-Runden einen Kompromiss in Form eines alleinigen Faltkübels glatt verweigert habe. Diese faltbaren Utensilien mögen ja praktisch und leicht zu verstauen sein. Aber sie neigen dazu, im unpassenden Moment die Facon zu verlieren und einzuknicken, und dergestalt ihren Inhalt unhaltbar freizugeben. Nicht auszudenken, hätte ich diesem Kompromiss zugestimmt . . .

An den Fall, dass mich dieses nächtliche Geschehen womöglich im Mudumo Park ereilt hätte, wo die Elefantenmama mit ihrem Teenager ums Auto war, oder gar ein Löwenrudel auf Beutezug hätte sein können, wage ich gar nicht zu denken . . .

Mein Mauserich ist rührend.

Als es vorbei ist, zieht er sich an, tauscht den vollen Kübel vorsorglich gegen den leeren (schlauerweise haben wir ja seit den Dischkerier-Runden zwei Kübel mit dabei, und da sich diese gut ineinander stellen lassen gibt es auch kein Argument dagegen – von wegen Platzbedarfs und so), holt die Apothekenbox heraus, sucht und findet das Richtige, und bringt mir eine bunte Mischung an Helfendem. „Schatzilein, mein armes, wenn das alles unten bleiben könnt, hätt´ ma gewonnen.“

Es bleibt. Mir geht es jetzt besser, bald schlafen wir beide – endlich.

alles wieder gut – und endlich richtig Lust auf Fotografie

In der Früh sehen wir wie kalt es in dieser Nacht war.

Wir beschließen, noch einen Tag zu bleiben und uns von dem nächtlichen Spektakel zu erholen.

Am Nachmittag stapfen wir in den Dünen herum und begeben uns auf Spurensuche.

Viele Spuren finden sich da, aber von wem?

Diese kann ich erkennen, ich hab sie oft gesehen. Ein Paarhufer, vorne spitz zulaufend, das ist der Abdruck einer Oryx Antilope. Es dauert nicht lange, sehe ich sie an unserem Wasserloch.

Auch diese Winzlinge hinterlassen ihre Fährte.

Und wie schnell die rennen können, mit ihren sechs Haxen . . . links und rechts drei Beinchen hinterlassen sie winzige Grübchen im Sand.

Wir sind beide wieder gut drauf und es macht unglaublich Spaß, in den Dünen herumzustapfen.

Leider verabschiedet sich die Sonne viel zu früh.

Ein paar Minuten später gibt es dann ein wunderbares Licht. Mit einer Kamera kann man es hier lange aushalten.
Eben Fotografie vom Feinsten.