Geschichten aus Afrika 5 – kleiner Löwe ganz groß

Makgadikgadi NP – so viele Tiere hier – aber wo sind die Großkatzen?

Sonntag, 21. April: wir verlassen das Khumaga Camp am Boteti River und nehmen die halbwegs gut zu befahrende Sandpiste zur Ausfahrt nach Norden, wo wir auch den benachbarten Nxai Nationalpark besuchen wollen.

Nicht weit abseits von unserer Route ist auf der Karte ein kleines Wasserloch eingezeichnet.
Wir haben gelernt, dass sich an diesen Stellen die meisten Tiere einfinden, so wollen wir diese Gelegenheit nicht versäumen, den einen oder anderen durstigen Gesellen zu beobachten.

Nach etwa einer Stunde erreichen wir die Kreuzung, biegen in den schmalen Pfad ab, der mit seinem hohen Gras völlig unbefahren scheint. Offensichtlich war hier schon lange niemand mehr. Nach wenigen Minuten sind wir da. Das Wasserloch ist ausgetrocknet, weit und breit kein Tier zu sehen. Also steige ich kurz aus, sehe mich um, steig wieder ein und schlage vor hier zu frühstücken.

Mauserich: „Nein, komm, wir fahren noch ein Stück, vielleicht finden wir einen Baum der ein bisschen Schatten spendet.“

Er wendet das Auto, ich dreh mich um – da war doch eine Grube, in die sollten wir nicht hineingeraten – und . . .

. . . ich traue meinen Augen nicht, keine zehn Meter entfernt liegt ein Löwe, noch einer, ein ganzes Löwenrudel liegt da, gut getarnt unter einem Strauch, und ruht. Die vermutliche Chefin der Gruppe hat uns bereits ins Visier genommen, sie lässt uns nicht aus den Augen.

Ich kann´s nicht glauben, diese Katzen haben wir beim Ankommen glatt übersehen.

Na – das wäre ein Frühstück geworden.

Wolfgang stellt den Motor ab. Auch im Auto bewegen wir uns sehr langsam, öffnen das Fenster einen Spalt, machen ein paar Bilder. Dann – starten – langsam anfahren, denn wir wollen die Tiere nicht weiter stören.

Nach ein paar Metern eine kleine Biegung und danach wartet eine Überraschung auf uns. Auf einem offenen Sandfleck liegt jetzt vollkommen unbekümmert, neugierig, direkt am Straßenrand – dieser junge Löwe.

Mit den typischen Tupfen am Bauch ist er wohl noch eine junger Spund, der offensichtlich auch zu dem Rudel gehört.

Während seine Mama nebst Schwestern und Cousinen dort im Gebüsch Mittagsruhe hält, kann er sich hier am Straßenrand schon einmal darin üben, vobeikommenden Touristen zu zeigen, wer hier der Boss ist, oder zumindest, wer es mal werden wird.

Ich gestehe, an Respekt und Ehrfurcht mangelt es uns schon jetzt nicht. Wir sind so nahe an ihm dran.

kleiner Löwe, ganz groß . . .

Na, der will es uns zeigen. Er tut ganz wild, ich kann vor lauter Anspannung kaum die Kamera ruhig halten.

Aber – wahrscheinlich gähnt er nur gelangweilt – wie richtige Katzen das eben so tun wenn ihnen nichts Besseres einfällt.

Auch kommt mir vor, er ist wohl ob der Aufregung um seine Person sehr verwundert.
Oder – lacht er uns etwa aus?

Es folgt ein ausgiebiges „Fotoshooting“ – aber dann ist´s genug.

Wir bedanken uns artig fürs Stillhalten. Die Gelegenheit, einen total entspannten Löwen auf Armlänge vor die Kamera zu bekommen, gibt es sicher nicht oft.

Was für ein schönes Tier.

Aber, auch wenn der Kerl noch so kuschelig und wie ein Plüschtier aussieht – er ist eine wilde Großkatze. Da sind Respekt und absolute Vorsicht geboten. Insbesondere mit dem Wissen, dass seine Mama in unmittelbarer Nähe ist, und jederzeit zur Stelle sein kann, ihren Nachwuchs zu beschützen.

Was für eine beeindruckende Begegnung.