Geschichten aus Afrika 21 – was für ein Knacken . . . ?

„und Leichen säumen unseren Weg“ – was ist das für ein Knacken?

Samstag, 03. Juni: Zeitig in der Früh brechen wir nach Süden auf, und wieder liegen viele Kilometer vor uns. Zeitweise gehts flott dahin, dann wieder ordentlich Gerumpel, steinige Steilstufen mit entsprechendem Gehupfe und Geschupfe. Hin und wieder macht in der Folge ein zartes Knacken auf sich aufmerksam.

Die Morgensonne malt mit wunderbar warmen Farben, doch jede Menge Autoleichen entlang des Weges . . .

Ein besonders schönes Exemplar mit geteilter Frontscheibe, vielleicht ein Relikt aus den 50er Jahren?
Die hier Verendeten waren wohl nicht wirklich gerüstet für die Herausforderungen der Namibischen Wildnis.

Wir sind heilfroh über unser Vehikel, und der Motor springt jetzt auch immer brav an, kein Problem mehr mit dem Auto . . .

als hätte ich´s verschrien – was ist das eigentlich für ein Knacken?

Sapperlot – als hätte ich´s verschrien, das komische Knacken wird lauter, ist nicht mehr zu überhören.

Der Mann am Steuer meint: „Is sicher die blöde Grillbox, wahrscheinlich hat sich der Gurt gelockert – is eh ka Wunder bei dem Gerüttel.“ Steigt aus, zieht den Gurt der Grillbox im Dachträger fest an. „So, das war’s – so a blödes Trum!“

War es nicht, das komische Knacken macht sich immer noch bemerkbar.

Es spricht der Chef: „Wahrscheinlich ist es doch die blöde Schraubtrommel, die rutscht sicher im Dachträger herum.“
Glaub ich nicht, Rutschen würde sich anders anhören, und bei dem dröhnenden Lärm würden wir das sowieso nicht hören.

Der Mann am Steuer steigt aus, kontrolliert die Trommel im Dachträger, alle Schrauben desselben, und geht aufmerksam rund ums Auto – findet nichts.

Wir tauschen, jetzt fahre ich, der Mauserich wechselt auf den Beifahrersitz und schaut verdutzt:
„Oh, des hört si aber wirklich net gut an, bleib steh´n, da muss i genauer schauen.“

Spricht´s, steigt aus, und schaut noch genauer, bückt sich noch tiefer . . . und . . .

Na wer sagt´s denn, die Überraschung des Tages: „da hängt a Rohr oba, des is was da knackt, na des gibt jetzt Arbeit. Wo bitte geht´s zur nächsten Hebebühne?“

Hebebühne? Na, eh schon wissen . . .

Den Wagenheber auspacken? Nein, bitte nicht. Wir haben ordentlich Zeitdruck. Ich schau mich um und fahre das Auto mit dem Vorderrad auf eine Steinbrücke. Sie schaut so splittrig aus, hoffentlich trägt sie das Gewicht . . .

Mit zwei Kabelbindern wird das widerspenstige Rohr – vermutlich das Abgasrohr der Standheizung – wieder halbwegs in Position gebracht.

Im Gegensatz zu Island brauchen wir hier bei der Hitze sowieso keine Standheizung. Die endgültige Reparatur bleibt unserer Haus- und Hofwerkstatt in Deutschlandsberg überlassen.

Nach einer Dreiviertelstunde ist alles erledigt, die Werkzeugbox wieder verstaut, der Mauserich halbwegs entstaubt, die Fahrt kann weitergehen.

Schon nach wenigen Minuten meldet sich wieder das vertraute Knacken.

Sapperlot, auch das abgerissene Rohr war nicht der Übeltäter, diese Havarie war sozusagen nur ein Zufallsbefund.

Knacken hin oder her – es wird schon nicht so schlimm sein . . .

Mein Mann hat genug von dem blöden Knacken. „Na – das können wir jetzt auch nicht ändern. Wir müssen weiter, und können auf hängende oder abgerissene Rohre, oder sonstige Knackverursacher keine Rücksicht mehr nehmen. Wird schon nicht so schlimm sein.“

Wir wollen heute am Messum Crater kampieren, und da müssen wir erst hin über Stock und Stein. Es ist schon ziemlich spät, es ist noch ganz schön weit, und einen nicht zu zugigen Schlafplatz müssen wir uns auch noch irgenwo suchen, denn Campgrounds gibt es dort nicht.

Aber erst einmal müssen wir die Spur finden die zum Krater hinführt. Nicht einfach, da stimmt auch die Karte nicht . . .

So sieht der Krater von oben aus. Ringförmig angeordnete Bergrücken, das Herz und alle Ebenen dazwischen sind mit rotem Sand angefüllt.
Das rote Sternchen markiert unseren Schlafplatz.
Schnell Zelt aufstellen, schnell das Essen richten.

Nein, ich fasse es nicht, die zweite Überraschung des Tages:

Einer der Mitsubishi Hupfer hat den offenen Salzstreuer (und so genau wollen wir an dieser Stelle gar nicht wissen wer vergessen hat ihn ordentlich zu schließen) durch die Kochbox katapultiert. In der Folge hat sich die rieselfreudige weiße Pracht, erst am Vortag neu aufgefüllt, mit dem schon längst überall verteilten Sand und Staub zu einer nuancierten Farbmischung vereint, die an die alljährliche Zimt – Zuckermischung der Weihnachtsbäckerei erinnert.

Die Noni streikt – es gibt Sackerlfutter.

Verdammt kalt ist es, wie gut, dass ich meine Wärmflasche von zu Hause mitgenommen hab.
Während das Wasser für mein Trösterle kocht denke ich an die Schwitznächte in Mudumu. Ist noch gar nicht lange her . . .