Geschichten aus Afrika 27 – D 707 – die Schönste von allen?

entlang der D 707 – ist sie wirklich die schönste Straße Namibias?

Wenn wir heute die angeblich schönste Straße Namibias für uns entdecken wollen, dann soll wenigstens der Diesel problemlos reichen.

In Betta gibt es angeblich eine Tankstelle. Auf einen nochmaligen Tankanzeigen-Nervenkitzel haben wir keine Lust mehr.

Vor der Zapfsäule stehen schon zwei Autos in der Warteschlange, aber es geht nichts weiter. Der Engländer vor uns ist ob unserer Ungeduld not really amused und vermutet, der große Tank eines Autos auf der anderen Seite der Tanksäule würde gerade angefüllt. Das nehme eben einige Minuten in Anspruch. Engländer sind ja bekanntlich das Schlangestehen gewöhnt und nehmen eventuelle Wartezeiten ohne weiteres Hinterfragen mit bewundernswerter Geduld in Kauf.

Die befragte, zuständige Frau mit dem Zapfhahn reagiert etwas verlegen. Der Diesel sei eben auf einmal – ganz unerwartet – ausgegangen. Man habe sich bemüht irgendwo bei irgend jemandem einen aufzutreiben.

Also, nicht der Tank des Autos werde gefüllt, sondern der Inhalt des Tanks auf dem Auto werde in den Bodentank der Tankstelle gefüllt, um von dort dann über die Pumpe der Tanksäule in die Tanks der wartenden Autos umgefüllt zu werden – wenn denn auch die Sicherung der Tanksäulenpumpe hin und wieder der Belastung standhielte.

Lange dauert diese Dieselfüllung auf Umwegen. Hin und wieder fällt die Sicherung der Pumpe, aber nach einigen Minuten Zwangspause geht es doch wieder weiter.
Die kleine zarte Frau nimmt es gelassen.

Immerhin – der Tank wird voll. Aber . . .

Die lange Wartezeit gibt reichlich Gelegenheit, über Tankfüllungen in der Namib nachzudenken. Die schönste, einfachste, und verlässlichste Variante, dem hungrigen Dieseltank Futter zu geben, wäre so etwas wie eine Shelltankstelle. Aber, das gibt es hier nicht.

Wir müssen froh sein, überhaupt irgendeinen Treibstoff zu bekommen. Hier brauchen wir über seine Qualität, über eigentlich zu hohen Spritverbrauch, Filter für europäische Abgasstandards und Selbstreinigung derselben, und ähnliche Geschichten nicht mehr nachzudenken.

in der flirrenden Mittagshitze verweigert auch das schönste Motiv . . .

Bald nach Betta zweigt die Sandpiste D 707 nach Westen ab, die als die schönste „Straße“ Namibias gerühmt wird.
In der Tat, eine wunderbare Szenerie, wie aus dem Bilderbuch. Aber wie lässt sie sich fotografisch festhalten?

Jetzt, in der Mittagshitze geht es gar nicht. Die Luft flimmert, ein scharfes Bild ist unmöglich.

Wir beschließen zu bleiben, am Abend müsste es passen. Aber da schätzen wir die Situation falsch ein. Zunächst volles Gegenlicht von den Dünen her, dann fällt die Sonne binnen weniger Minuten hinter die Sandberge. Das Licht nimmt extrem rasch ab, nach einer halben Stunde ist es finster.

Na, das haben wir uns anders vorstellt.

Sobald die Sonne weg ist frischt ein kalter Wind auf. Der Weg zurück zum Auto ist doch recht weit, und ohne es zu merken, sind wir ganz schön ausgekühlt. Das Wüstenklima mit seinem großen Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht ist schon etwas Besonderes . . .

. . . und immerhin, hier in Afrika beginnt morgen der Winter.

Was für ein Glück, dass wir so viel Daune auf unsere Reise mitgenommen haben.