Geschichten aus Afrika 28 – am Rande der Wüste

die Namib – die älteste Wüste der Welt

Wenn man von oben auf die Erde, auf den Süden des afrikanischen Kontinents schaut, dann kann man schon an den wunderbaren warmen Farben erkennen, wie groß die Namib ist.

Hier in Namibia ist es heiß und trocken, auch jetzt zur afrikanischen Winterszeit. Wie heiß muss es erst im Sommer sein – man hat mir erzählt, so um die 50 °C sind keine Seltenheit. Erst im Sommer, wenn bei uns auf der nördlichen Halbkugel Winter ist – also im Dezember, Jänner, und Februar – gibt es auch hier in der Wüste ein bisschen Regen.

Dann werden die Gräser wieder grün, die Tiere finden mehr Futter, und die Bäume füllen in den Wurzeln ihre Speicher auf, um die nächste Trockenzeit zu überstehen.

Mittwoch, 21. Juni: Noch zwei weitere Tage wollen wir hier am Rand der Wüste bleiben. Auf der Koiimasis Farm, die gut mit Brunnen versorgt ist und daher ein wenig Geflügelzucht betreiben kann, finden wir zwischen roten Felsen einen hübschen, gut geschützten Stellplatz.

Die Sonne scheint, die Temperatur ist angenehm. Vom Winterbeginn ist nicht viel zu bemerken.
Ausgiebig kann ich mich hier den Vögeln widmen, die uns den ganzen Tag umschwärmen.

Ganz schüchterne, oder auch freche gefiederte Gesellen gibt es da, die nur auf Knäckebrösel oder Apfelschnitze warten.

Ihr Gezwitschere begleitet uns den ganzen Tag.

Die Prinzessin bleibt dem aufgeregten Bröselkampf der Artgenossen fern. Sich ihrer Schönheit bewusst, zieht das Täubchen in aller Ruhe ihre Runden unter dem Buschwerk, gurrt vor sich hin und – genießt den Sonnenschein in friedlicher Abgeschiedenheit. Ihr Federkleid zeigt ein wunderbares Farbenspiel, in vollkommener Harmonie mit dem Fels auf dem sie zeitweise ausruht.

die „Quiver Trees“ – Köcherbäumchen in der Namib Wüste

Am Nachmittag klappen wir unser Zelt zusammen und besuchen den Quiver Tree Forest. Ein richtiger Wald ist das freilich nicht, aber es sind doch etwa zwanzig „Köcherbäumchen“, die hier locker verteilt auf einem steinigen Abhang stehen.

Aus ihren Zweigen wurden früher Köcher gefertigt für die Pfeile, die die Menschen brauchten um Tiere zu jagen. Diese „Bäumchen“ sind heute geschützt, sie sind teilweise sehr alt, und es gibt sie nur hier im Süden Afrikas.

Im Spätherbst entfalten sie ihre goldgelben Blütenrispen, an denen sich so mancher gefiederte Geselle gütlich tut.

Das Licht der tief stehenden Sonne malt mit wunderbar warmen Farben, die Rinde der Bäumchen verleitet dazu mit Licht und Schatten zu spielen . . .

eine kalte Nacht unter dem Sternenhimmel – aber das Feuer wärmt . . .

An diesem Abend bleiben wir lange am Lagerfeuer sitzen – bis uns das Brennholz ausgeht.
Es ist wunderbar still, und zwischen den aufgewärmten Felsen ist es bei Weitem nicht so kalt wie in der offenen Wüste.

Wir denken gemeinsam viel nach, über uns und unsere Reise durch dieses wunderbare Land . . .

Als das Feuer erloschen, und weit und breit kein Licht mehr zu sehen ist, fotografiere ich noch den Sternenhimmel. Ganz deutlich ist das „Kreuz des Südens“ zu erkennen. Es sieht ein bisschen so aus wie die Drachen, die wir bei uns im Herbst mit dem Wind in den Himmel steigen lassen.

Als es noch kein Navi, keine Satelliten gegeben hat, hat dieses Sternenbild den Seefahrern geholfen, auf dem Meer den richtigen Weg zu finden. Denn es zeigt ziemlich genau, wo Süden ist. Die zwei hellen Sterne links unten im Bild „weisen“ nach rechts oben, wo das Kreuz mit dem etwas kleineren Stern auf der rechten unteren Kante deutlich zu sehen ist.

Seit wir hier in Afrika sind, haben wir es jeden Abend am Himmel gesucht und gefunden.