Geschichten aus Afrika 8 – eine geniale Idee

die eine oder andere Idee mit nachhaltiger Wirkung

Jetzt können wir ernsthaft planen, wie unsere Reise weitergeht, und jede Idee ist willkommen. Da der Campingplatz am Chobe River terminisiert ist (ohne Vorbuchung kriegt man keinen Platz), und da wir durch unsere Havarien und die letzten Tage in Maun einige Tage verloren haben, müssen wir den Besuch in Simbabwe leider streichen. Denn die Zeit um dieses Land mit Ruhe zu bereisen haben wir leider nicht mehr.

„Macht nix mein Schatz. – ich hab schon eine Idee . . .“

Freitag, 28. April: es erweist sich als durchaus kluge Idee, die Reiseroute umzuplanen. Nach einer ruhigen Nacht in Gweta sind wir also Richtung Nata unterwegs, um dann nach Süden in das Gebiet der großen Salzpfannen rund um Lekhubu Island abzubiegen. Dort stehen in der Regenzeit die Pfannen unter Wasser, nur Lekhubu Island ist dann zu sehen.

Der Weg dorthin ist lang, die Spur mühsam. Stellenweise wühlen wir uns durch tiefen Sand, entlang des Tracks leuchtet vertrocknetes Savannengras, dazwischen vereinzelte Bäume, in der Ferne das blendende Weiß der Salzpfannen.

Dann – völlig unerwartet – eine Begegnung. Ein junger Holländer torkelt uns auf seinem Fahrrad entgegen. Er wirkt ziemlich erschöpft, aber immer noch überzeugt von seiner Idee, bei über 40° Hitze an die 110 Kilometer im zeitweise tiefen Sand zurückzulegen, um das berühmte Lekhubu Island zu besuchen. Wir füllen seine Wasserflaschen auf, ein paar aufmunternde Worte, dann fährt er tapfer weiter.

Was für eine verrückte Idee. Noch dazu alleine unterwegs, und nur zwei Wasserflaschen . . .

Auch auf Lekhubu Island gibt es Baobabs, die den wenigen Stellplätzen Schatten spenden, und auch ein bisschen Schutz vor dem Wind bieten, der hier kräftig wachelt.

Wind und Sand sind eine interessante Kombination, die auf unserem Mitsubishi sichtbare Spuren hinterlässt.

Um 13:55 geht das Satellitentelefon. Endlich – das Kind ist da, wir haben einen kleinen Enkelsohn, Mama Sophie geht´s gut, dem Kleinen geht´s gut, alles gut . . .

Mein Mauserich und ich trinken eine Flasche Wein auf den neuen kleinen Erdenbürger und genießen beim Lagerfeuer den Sonnenuntergang. Es ist verdammt schön hier . .

Samstag, 29. April: heute Morgen ist die Welt einfach in Ordnung. Der Wind hat in der Nacht abgenommen, wir haben blendend geschlafen. Folglich sind wir bestens gelaunt und beschließen, Lekhubu Island zu umrunden.
Der Spaziergang hinaus aufs Salz vermittelt ungeheure Weite und Einsamkeit.

Wie es hier wohl zur Regenzeit aussehen mag, wenn im flachen Wasser tausende Flamingos herumstelzen?

und dann kommt ihm eine geniale Idee – oder doch nicht?

Wie wir zu unserem Stellplatz zurückkehren, frischt wieder kräftiger Wind auf. Das macht es ziemlich ungemütlich. Es staubt heftig, an ein Frühstück ist da nicht zu denken.

Infolgedessen beschließen wir, doch wieder nach Norden rauszufahren. Meinem Mauserich kommt wieder eine Idee – ziemlich originell. Wir stellen das Auto auf Umluft (damit die Staubwolken draußen bleiben, und die Klimaanlage nicht auch noch die 40° Grad heiße Luft abkühlen muss). Zusätzlich schalten wir das Gebläse in der Führerkabine ein, welche das Canopy unter Druck setzt, damit nicht so viel Staub eindringen kann. Ha, genial nicht?

Das Ergebnis: das Gebläse, recht kräftig wie vorgesehen, zieht erst recht Staub von außen – durch alle Ritzen, alle Löcher in den Gummidichtungen, durch alle Fugen, die das Auto irgendwo hat. Mit dem Ergebnis, dass das Canopy und die Kabine, sogar das Handschuhfach mit Staub paniert sind. Als wir die Sandpiste hinter uns lassen, eine erste Pause machen und das Chaos bemerken, ist es zu spät.

Abends schlafen wir an der A 33 in Elephant Sands. Ich brauche zwei Bier um die bevorstehende Putzorgie mit etwas Humor zu nehmen. Der letzte Saubermachtag liegt erst vier Tage zurück . . . und jetzt schon wieder?

Sonntag, 30. April: wir fahren nach Norden, finden einen Stellplatz neben der Chobe Forest Lodge. Beginnen zu putzen. Erst jetzt bei genauer Sichtung wird das ganze Ausmaß des Schlamassels sichtbar. Der feine Sandstaub ist überall, wir müssen das Auto komplett auseinandernehmen, jedes Trum waschen, denn der Dreck pickt, und lässt sich nicht einfach mit der Kompressorluft abblasen – wie der Chef meint. Echt jetzt, in diesen Minuten hängt der Haussegen schief.

Ich bin wirklich verzweifelt.

Was sauber ist, wird auf den umliegenden Tischen verteilt, am Strick zwischen den Bäumen aufgehängt, oder am Geländer der Waschraumhütte abgelegt.

Ein schwerer Fehler, heute in der Früh bin ich den Tränen nahe. Alles voller winziger Ameisen, tausende . . .

Ich hoffe, es gibt keine weitere geniale Idee mehr, sonst pack i mi zam und fahr heim . . .