Geschichten aus Afrika 4 – im Makgadikgadi National Park

der Makgadikgadi NP – ein Paradies für Tiere. Stimmt das?

Die zwei Tage in Maun tun uns gut. Das Auto passt jetzt wieder, die Wäsche ist gewaschen. Wir füllen unsere Vorräte auf und freuen uns darauf, den Tieren in den nächsten Tagen wieder auf Augenhöhe zu begegnen.

Mittwoch, 19. April: am Khumaga Campsite beziehen wir den uns zugewiesenen Platz. Die Waschräume sind halbwegs ordentlich, der sandige Stellplatz ist mit dem Rechen abgezogen. So viel Mühe macht man sich hier? Während wir uns hinsetzen und ordentlich Wasser schlempern ziehen nur wenige Meter hinter uns ein paar Elefanten ihres Weges.

Oops, damit haben wir gar nicht gerechnet. Die Dickhäuter – hier sooooo nahe?

Die Respektsperson am Entrance Gate hat uns vom Hippo Pool erzählt, dort wären die meisten Tiere zu beobachten – also nichts wie hin.

Sie hat nicht zu viel versprochen.

Streifen ohne Ende. Wild jagen sie hintereinander durch den tiefen Sand, schmusen, oder schauen nur ganz neugierig was da so abgeht.

Auch wenn der Magkadigkadi NP im Vergleich zum CKGR sehr klein ist, auch hier gibt es tatsächlich ein Paradies für Tiere – denn – es gibt Wasser. Im Südosten, wo die großen Salzpfannen sind, wird der Park seinem Namen gerecht, welcher ausgedehntes, lebloses Land bedeutet.

Seine westliche Begrenzung aber wird durch das Tal des Boteti Rivers gebildet, der vom Okavango mit zeitlicher Verzögerung gespeist wird. Auch wenn anderswo bereits die Trockenzeit eingesetzt hat und Tiere in Not bringt, hier im Tal gibt es genug Wasser um den Durst zu stillen.

Es bleibt sogar ganzjährig ein Wasserloch, in dem sich Hippos und Krokodile tummeln.
Die Flußpferde genießen das kühle Nass, sie sind lustig anzuschauen, sie pusten immer wieder Wasserfontänen und lenken mit ihrem Geplantsche die Aufmerksamkeit auf sich.

Aber am Ufer lauert die Gefahr: Gut getarnt, bewegungslos, mit geöffnetem Maul (damit wohl keine Zeit verloren geht mit Maul Aufreißen vor dem Zubeißen) lauert ein Krokodil. Da ist wirklich Vorsicht angebracht, denn auf unserer Seite der Lacke könnten ja auch solche Jäger auf Beute warten . . . aber unsere Uferseite können wir nicht einsehen.

Diese meterhohen Grazien sind mit der Kamera ganz schwer zu erwischen.
Unglaublich vorsichtig, scheu – und lustig anzuschauen – ihre Hälse ragen wie Steckerl aus dem Gebüsch. Wenn sie sich ertappt fühlen, galoppieren sie elegant und leichtfüßig davon . . . kaum eine Chance für den Fotografen.

Ich bin ganz bezaubert von ihren dunklen Augen, umrahmt von einem Wimpernkranz, der Hollywoodstars wie Rita Hayworth vor Neid erblassen ließe . . . .

Allerliebst . . .

Bei dem da unten ist von leichtfüßig keine Rede. Wo dieser Koloss mit seinen geschätzten sechs Tonnen hinsteigt, bleibt kein Grashalm mehr stehen.

Wenn sie sich nicht beim Baden am Wasserloch von startverweigernden Mitsubishis bedroht fühlen, mit den Ohren wacheln, und die verängstigten, bein 43° Grad Hitze im Auto schmachtenden, verzweifelten Insassen in Angst und Schrecken versetzen,

schauen sie eigentlich ganz harmlos aus, nicht wahr?

Zu dieser eben beschriebenen Szenerie folgt noch eine Geschichte – aber davon später.

den Tieren sehr nahe – wie gewünscht auf Augenhöhe

Wir sind wirkich beeindruckt von der Artenvielfalt, der man hier in diesem kleinen Park begegnen kann. Das Flusstal vermittelt ein Gefühl der Harmonie, ein kleines Paradies eben, in dem viele Tiere ihren Platz finden und friedlich leben dürfen, und auch einander leben lassen.

Zurück an unserem Stellplatz sitzen wir noch lange am Lagerfeuer und plaudern über die wunderbaren Eindrücke des vergangenen Tages.
Dass wir dann zu fortgeschrittener Stunde einen Löwen brüllen hören, bald darauf noch einmal – etwas lauter und unüberhörbar näher kommend – holt uns schnell auf den Boden der Realität zurück. Wir versorgen die Feuerstelle, räumen rasch alles weg, und verholen uns ins Dachzelt.

Wie lange wir schon geschlafen haben, weiß ich nicht. Plötzlich kracht´s, das ganze Auto zittert, und Äste und Samenkapseln stürzen auf unser Zelt herab. Ich denke – es ist aus mit uns.

Nein, das ist kein plötzlicher Sturm der die Äste abgebrochen hat, denn jetzt ist es wieder ganz still.

Wir getrauen uns kaum zu atmen, denn uns zu bewegen.

auf Augenhöhe – und zum Greifen nahe . . .

Es ist finster, ganz vorsichtig spähe ich beim Fliegengitterfenster hinaus, verzweifelt suche ich irgend etwas zu erkennen, und dann plötzlich –

eine graue Wand mit vielen Falten und Grübchen schiebt sich langsam am Auto entlang. Ein bisschen Schnaufen und Bauchgurgeln hören wir, und dann wieder so was wie einen Rülpser. Du meine Güte, ein Elefant steht da draußen – im wahrsten Sinn des Wortes auf Augenhöhe – es ist kein Löwe, der uns da in der Nacht besuchen kommt.

Wie dann die größte Angst weg ist, finde ich alles ziemlich aufregend. Alles klar, das riesige Tier will nicht an uns heran sondern an die Samenfrüchte am Baum über uns. Warum sind wir auch so dumm und stellen unser Auto unter einen Baum, der die kipfelförmigen Lieblingsfrüchte der Elefanten trägt. Ist doch kein Wunder, dass sie versuchen an diese heranzukommen, und sei es, dass sie Äste abbrechen und auf darunter parkende Dachzelte schmeißen müssen. Kann man den Tieren nicht übelnehmen, nicht wahr?

Am nächsten Tag sehen wir die Spuren rund ums Auto, die die beiden Dickhäuter hinterlassen haben.

Wer ganz genau schaut, sieht meinen Schuhabdruck neben dem Elefantentapser. Der ist vielleicht winzig, nicht wahr?